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Informationen zur Paarberatung

Glücklich verheiratete Paare sind nicht nur zufriedener, sondern auch gesünder. Häufiger destruktiver Ehestreit schwächt das Immunsystem.  Die Paare stehen unter Beziehungsstress. Stress hat Auswirkungen auf unseren Körper. Dafür hat der bekannte Psychologe John M. Gottmann eindrucksvolle physiologische Hinweise gefunden (Blut, Blutdruck). Ebenso weiß man, dass eine  Scheidung zu einem hohen Prozentsatz  auf mindestens einen der beiden Partner erhebliche gesundheitliche und soziale Auswirkungen hat.  Es würde also durchaus Sinn machen, nicht nur wöchentlich Fitnesstraining zu betreiben, sondern sich mindesten genauso oft Zeit für seine Partnerschaft zu nehmen um gesund zu bleiben. Psychotherapie oder eine professionelle Paarberatung  helfen also unserer Gesundheit.

Wichtige Alarmzeichen für die dringende Notwendigkeit einer Paartherapie sind die vier apokalyptischen Reiter nach Gottmann. Einer davon ist Kritik, die den anderen als Person verurteilt (z.B. „Du bist so verantwortungslos“.).

Der zweite Reiter kommt mit Augenrollen und Stöhnen daher und heißt „Verachtung“. Wo die Verachtung ist, da ist die Partnerschaft schon sehr verletzt.

Zur Verachtung gehören Zynismus, Verhöhnen und respektloser Humor. Dieser Reiter bringt gerne Erschöpfung und Viruserkrankungen mit. Der dritte Reiter ist die Rechtfertigung. Wer sich andauernd rechtfertigt, der gesteht sich nicht gerne eigene Fehler ein oder will sie sich nicht eingestehen, weil er kritisiert und verachtet wird. Wer sich rechtfertigt, schiebt das Problem an den Partner zurück. Der letzte Reiter ist das Mauern oder sich zurückziehen. Er findet sich eher bei langjährigen Partnerschaften. Einer der Partner scheint abwesend und verständigt sich wortkarg  mit Kopfnicken oder „Ja“ ohne Blickkontakt.

Er scheint resigniert zu sein und aufgegeben zu haben, noch irgendetwas ändern zu können.

Kritik/Verachtung und Rechtfertigung/Mauern  sind ein ewiger Teufelskreislauf. Je mehr der eine Kritik übt und verachtet, desto mehr rechtfertigt und mauert der andere. Und je mehr sich der eine rechtfertigt oder zurückzieht, desto mehr klagt und kritisiert der andere bis zur Verachtung.

Es wäre sinnvoll, eine Paartherapie und/oder Psychotherapie zu machen, bevor die vier apokalyptischen Reiter das Ende einer Beziehung ankündigen.

Zufriedene Paare streiten durchaus und haben auch Krisen. Allerdings sind sie in der Lage, einen EheStreit zu beenden, bevor er eskaliert. Sie schaffen es, sich selber und den Partner zu beruhigen und den Paarstress klein zu halten. Sie kennen einander sehr gut, obwohl sich jeder im Laufe der Zeit verändert. Sie vermitteln dem anderen das Gefühl, verstanden und respektiert zu werden. Die positiven Gefühle dem anderen gegenüber überwiegen.

Sie machen sich z.B. Komplimente oder verwöhnen den anderen mit etwas, was er gerne mag (Essen, Zärtlichkeit, Geschenke…).

Vieles davon kann man tatsächlich „lernen“ bzw. es kann sich durch Gespräche und Übungen (wieder) einstellen.  

Bei Eheproblemen sind die negativen Gefühle so stark, dass Freundschaft nicht mehr möglich ist. Paarstreit/Ehestreit ist an der Tagesordnung. Jeder hat „Vorannahmen“ von dem anderen und glaubt sowieso schon zu wissen, was der andere denkt oder gleich sagen wird. Partnerschaftliche Gespräche sind kaum noch möglich. Ich habe andauernd den Eindruck, dass mir mein Partner nicht zuhört. Mein Partner versteht mich nicht und verletzt mich und deshalb verletze ich ihn.

Folglich habe ich auch keine Lust mehr, mit Ihm/Ihr zu schlafen. Sexuelle Probleme nehmen zu und Paare unternehmen unter Umständen den Versuch einer Sexualtherapie oder Sexualberatung. Niemand hat mehr Lust, dem anderen etwas Gutes zu tun. Mit Sicherheit denkt mein Partner genauso und mein „Beziehungskonto“ wird leer.

Ich müsste fünfmal auf das Konto meines Partners einzahlen (Was mag der eigentlich gerne? Was ist ihm wichtig?), um einmal abheben zu können.    

Ich würde mir wünschen, dass unsere Kinder und Enkel bereits in der Schule Informationen und Handwerkszeug bekommen, wie man eine zufriedene Partnerschaft führt bzw. mit Paarproblemen umgeht oder seine Kinder erziehen sollte.

Es gibt junge Menschen, die jede Ihrer Partnerschaften nach einem halben Jahr beenden, weil sie denken, die Verliebtheitsphase müsste ewig andauern. Dass eine Partnerschaft „Arbeit“ bedeutet und mein Partner nicht die alleinige Verantwortung für meine Zufriedenheit hat, ist Ihnen unvorstellbar genauso wie die Information, dass so gut wie jedes Paar irgendwann in eine Krise kommt. Es ist nur die Frage, ob das Paar daran wächst und sich weiterentwickelt oder sich dem Sturm hilflos und ergeben aussetzt, bis ihm verletzt und gebrochen nur eine Trennung zu bleiben scheint.     

Wenn zwei Menschen sich finden, muss dies nicht Liebe auf den ersten Blick sein.

Es gibt genügend Paare, die bis ins Alter glücklich sind, ohne jemals Schmetterlinge im Bauch gehabt zu haben. Und es gibt solche, die sehr verschieden sind und wenige gemeinsame  Interessen haben.

Entscheidend scheint mir zu sein, dass sich das Paar positive Gefühle entgegenbringt, sich schätzt und gegenseitig Gutes tut. Genauso wichtig ist es, dass das Paar aneinander wächst und sich jeder ein Stück weit vom anderen inspirieren oder beeinflussen lässt.

Wir suchen uns unseren Partner gerne nach unseren unerfüllten Sehnsüchten. Wer z.B. gerne selbstbewusster und eigenständiger wäre, sucht sich vielleicht einen solchen Mann und fühlt sich dort endlich ganz und aufgehoben. Wenn er merkt, dass der Partner doch nicht (nur) so ist, wie er ihn gesehen hat, kann er sich enttäuscht trennen. Er kann sich aber auch von seinem Partner beeinflussen lassen und versuchen, selber selbstbewusster und eigenständiger zu werden.

Eine Partnerschaft verändert sich ständig. Sie kann nicht in der Verliebtheitsphase stehen bleiben.

Im Folgenden werde ich Ihnen wichtige Phasen einer Partnerschaft mit ihren jeweiligen Gefahren und Aufgaben  aufzeigen. Jede Phase kann als Krise erlebt werden und eine Partnerschaft gefährden.

Ich fasse die Verliebtheitsphase mit dem Leiden an der Liebe zusammen, weil sie beide so eng verbunden sind.  In dieser Phase werden die Konstruktsysteme[1] (wie ich denke und die Welt wahrnehme) durcheinander geschüttelt und einander angepasst. Trennendes wird übersehen. 

Der Partner liebt durchaus die besten Möglichkeiten aus einem heraus. In der Kraft der Liebe kann ich Aspekte meiner Persönlichkeiten entfalten, die bisher vielleicht geschlafen haben.  Es ist normal, dass man sich am Anfang ein Bild von seinem Partner macht, das auch den eigenen unerfüllten Bedürfnissen entspricht. Beide Partner passen sich im Zauber der Verliebtheit an und ergänzen sich häufig. Ein Beispiel: Ein unsicherer Arzt sucht sich eine warmherzige Krankenschwester. Er verliebt sich in Ihre Mütterlichkeit und anpackende Art.

Die Frau erhofft sich Sicherheit und Dankbarkeit bei einem Partner, den sie stützen und „bemuttern“ kann. Beide scheinen sich perfekt zu ergänzen. Wenn beide merken, dass der Partner auch ganz anders ist, als man ihn gesehen hat, führt dies zu großer Enttäuschung. Man hat das Gefühl betrogen worden zu sein.  

Vielfach können beide das Bild, das sich der andere von einem macht, nicht ewig aufrechterhalten. Man ist nicht nur großzügig, aufmerksam, lustig, sondern auch kleinlich, egozentrisch und missgestimmt.

Der Partner hat seine Grenzen und kann uns nur in seiner Art und Weise verstehen, da er anders geprägt ist und anders denkt und fühlt. Mit jedem Partner kann ich nur bestimmte Aspekte meiner Persönlichkeit entfalten. Jeder Partner weckt einen anderen Bereich meiner  Persönlichkeit. In der Partnerschaft bleiben wir voneinander getrennt und verschieden. Dies zu sehen geht mit Schmerz, Wut und Angst einher. Übergeht man diese Gefühle und versucht die wichtige Phase der Symbiose in der Verliebtheit aufrecht zu halten, unterdrückt man seine eigenen Bedürfnisse. 

Der Mann aus dem Beispiel passt sich dem Bild, das er sich von seiner Partnerin macht, zu sehr an und zahlt den Preis dafür, indem er zu wenig Eigenständigkeit und Fürsorglichkeit entwickelt und lethargisch wird. Sie zahlt den Preis für Ihre Überanpassung an das Bild, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse nach Zuwendung und beruflicher Eigenständigkeit unterdrückt.

Die Gefahr besteht darin, am Zustand der ganz engen Verschmelzung festzuhalten und sich selber nicht mehr weiterzuentwickeln oder den Partner zu verbiegen, bis er meinem Bild entspricht.

Eine weitere Gefahr ist es, sich vorschnell zu trennen, weil man es nicht wahr haben will, dass der Partner mich nicht ganz verstehen und fördern kann. 

Eine  Aufgabe kann es sein, die Trauer  und die Wut zuzulassen und zu lernen meinen Partner so zu lassen, wie er ist. „Du bist O.K. so, wie du bist, auch wenn du ganz anders bist, als ich mir meinen perfekten Partner ausgemalt habe.“ „Welche Wünsche kann ich mir selbst erfüllen?“ „Was kann ich auch ohne meinen Partner verwirklichen?“ 

In der Aufbau- und Produktionsphase der Partnerschaft werden Aufgaben verteilt. Es gibt einen Prozess intensiver Auseinandersetzung (Gestaltung von Tagesablauf, Arbeit und Freizeit, Umgang mit Geld, Ziele der Partnerschaft, Kinder?/Kindererziehung). Je ähnlicher sich die Konstruktsysteme  (wie ich denke und die Welt wahrnehme) der Partner sind, umso einfacher gestaltet sich dieser Prozess. Die Partner beeinflussen, unterstützen  und begrenzen sich gegenseitig. Es gibt zwei Gefahrenpunkte. Zum einem kann sich ein ehelicher Machtkampf entwickeln, und ermüdende Diskussionen, die nie zu einem Ergebnis führen sind die Folge.

Zum zweiten besteht die Gefahr vorschnell aufzugeben, was mir wichtig ist, um nichts Trennendes aufkommen zu lassen.

Diese Phase wird von manchen Paaren im Rückblick als stabil beschrieben, da es gemeinsame Ziele (Kinder, Haus, …) gab. Viele erleben die Kinder als Glück und Krise für die Partnerschaft zugleich.  Der Spagat zwischen Beruf und Familie verstärkt dies. 

Die Partner haben weniger Zeit füreinander und haben Probleme neben ihrer neuen Rolle als Mama/Papa auch noch Mann/Frau zu bleiben. Sowohl die Kindererziehung als auch die Rollenverteilung kommen als neue Konfliktfelder hinzu. Kinder lassen uns unsere eigene Kindheit intensiv nacherleben und fordern unser Konstruktsystem heraus. Sie führen uns aber auch an unsere Grenzen. Es gibt kaum ein Paar, das nicht spätestens mit der Geburt des zweiten Kindes in eine Krise kommt.  Auch ohne Kinder fordert die postmoderne Welt so viel Selbstverantwortung und Flexibilität, dass uns manchmal kaum Zeit zum tiefen Durchatmen bleibt. Wenn Probleme bei Kindererziehung, Krankheit oder finanzielle Schwierigkeiten dazukommen, fehlt es Menschen, die zuvor wenig auftanken konnten, an Kraft, die Krise zu meistern. Physische und psychische Beeinträchtigungen (Depression, Burnout, Suchterkrankungen…) sind nicht selten.

Eine Frau aus Bad Windsheim, beschreibt dies so: „Wir sind nicht mehr so lustig und spontan wie früher.“

Ein Mann aus Neustadt an der Aisch sagt: „Wir funktionieren nur noch, sind vielleicht gute Eltern, aber nicht mehr Mann und Frau“.

In der Phase der Krise der mittleren Jahre kann es eine zweite Identitätskrise geben. Mögliche Krisenauslöser können sein, dass man nicht mehr bereit ist, die persönlichen Interessen der Partnerschaft und Familie unterzuordnen. Nicht gelebte Anteile bzw. Wünsche können sich melden und wollen nachgeholt werden.

Vieles ist erreicht und ein Gefühl der Schalheit von Erfolg, Prestige oder Besitz kann spürbar werden. Einerseits will man auf das Erreichte nicht verzichten, andererseits fühlt man sich nicht erfüllt dadurch. Der Körper zeigt Spuren. Falten sind sichtbar.

Die Frau kommt in die Wechseljahre. Die Kinder gehen aus dem Haus. Wo bleibt das Gemeinsame der Beziehung?

Derjenige der größtenteils die Kinder erzogen hat, fühlt sich unter Umständen benachteiligt. Wo bleibt die Gleichwertigkeit der Beziehung?

Was kommt jetzt noch? Soll das alles gewesen sein?

Ist es nicht ein Wunder, wenn eine Partnerschaft es bisher ohne Hilfe geschafft hat?

Sich Hilfe zu holen ist in jedem Falle kein Zeichen versagt zu haben, sondern ein Zeichen für Mut zur Veränderung. Eine Krise kann eine Chance sein einen neuen Weg einzuschlagen. Und neue Wege zeigt Beratung. Selbst wenn ein Partner nicht bereit ist für eine Paartherapie, so hilft es sich selber in einer Einzelberatung oder Psychotherapie Unterstützung zu holen. Wenn es mir selber gut geht, hat das Auswirkungen auf die Partnerschaft

Eine gute Partnerschaftsberatung wird nicht (nur) aus Kommunikationstraining bestehen oder die Schuld in Ihrer Kindheit suchen.

Die Psychotherapeutin/ Beraterin wird schauen, in welcher Lebensphase Sie stehen und welche Aufgaben für Sie als Einzelne und als Paar anstehen könnten. Dabei wird Ihnen Altes und Vertrautes nicht unter den Füßen weggezogen. Sie brauchen Wurzeln, das Festhalten an alten Gewohnheiten und verbindliche Abmachungen, die nicht andauernd ausdiskutiert und verändert werden müssen.

Einem Paar aus Herzogenaurach ist schon immer wichtig: „Abends essen wir zusammen“.

 Ein Paar aus Nürnberg weiß genau: „Eine Außenbeziehung ist für uns beide ein Vertrauensbruch“. 

Sie brauchen aber auch Flügel, um (neue) gemeinsame und eigene Visionen und Ziele zu entwickeln und sich Veränderungen anpassen zu können.

Ein Paar aus Fürth fragt sich: „Müssen wir wirklich noch jeden Tag um 6 Uhr aufstehen – jetzt, wo die Kinder nicht mehr zur Schule gehen?“ Ein Paar aus Neustadt an der Aisch überlegt: „Wollten wir früher nicht mal zusammen einen Sommer auf einer Alm verbringen?“

Paarberatung/Eheberatung kann helfen, den Teufelskreislauf von negativen Gedanken und Sätzen zu unterbrechen. Eingefahrene Muster, bei einem selber und in der Partnerschaft, werden erkannt.

Die Ressourcen für einen freundschaftlichen/respektvollen Umgang werden geweckt oder vertieft.

Sie können lernen, wie man sich einander zuwendet und wie Sie Ihrem Partner etwas Gutes tun können.

Sie können Handwerkszeug für einen fairen Streit bekommen und lernen Strategien kennen, wie man Probleme löst. 

Sie können erfahren, wie wohltuend es ist, den Partner zu verstehen und mit all seinen Gefühlen  verstanden zu werden. Dies ist tatsächlich gar nicht so schwer!

„Warum sind wir nicht schon viel eher zu Ihnen gekommen, wir hätten uns so viel erspart.“(Ein Paar aus Herzogenaurach)

„Ich habe das Gefühl, meinen Mann bis heute nie wirklich gekannt zu haben.“ (Ein Paar aus Neustadt a.d. Aisch – Bad Windsheim)

Literatur:

  • John M. Gottmann, Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe, Berlin 2004  
  • Rosmarie Welter-Enderlin, Deine Liebe ist nicht meine Liebe, Partnerprobleme und Lösungsmodelle aus systemischer Sicht, Paderborn 2005
  • Jürg Willi, Die Zweierbeziehung, Hamburg, 1990
  • Michael L. Moeller, Die Wahrheit beginnt zu zweit, Tübingen 2008  

[1]Eine Person bildet Konstruktsysteme auf Grund ihrer persönlichen Lebenserfahrung. Die  familiäre Prägung spielt dabei eine entscheidende Rolle